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Ausstellung der Klassen 12 und 13

Kunst kann neugierig machen, uns aus unseren gewohnten Strukturen locken, anregen, uns auf neue Gedanken bringen. Wenn wir das unter „stören“ verstehen, dann wollen wir gern Störer sein in der Bezirksregierung. So hängen die Kunstwerke unserer 12. und 13. Klasse nun in den Büros der Bezirksregierung, initiiert durch den für uns zuständigen Schulfachler. Tagtäglich bringen sie die Schulaufsicht in die Verlegenheit sich mit Ungewohntem auseinanderzusetzen. So wie sie es mit den Waldorfschulen auch immer wieder tun müssen.

Bei einer gelungenen Vernissage brachte Julia Gilmore die Mitarbeiter:innen im Geiste von John Cage zum Musizieren auf Limonadenflaschen und stellten die Schüler:innen sehr souverän und persönlich ihre Arbeit vor. Bilder und Gespräche berührten die Angestellten der Bezirksregierung sichtlich. So sehr, dass es sie schmerzte die Werke aus Gründen des Brandschutzes im Anschluss wieder in die Büros umzuziehen.

Der Eindruck wird bleiben, wie auch die Hochachtung vor Frau Gilmore und unseren Schüler:innen.

 

Herzlichen Dank an alle Beteiligten!

Martin Konrad

Freie Waldorfschule Bonn

 

Porträt und Selbstporträt - 12. Klasse

 

 

 

Sehr geehrte Gäste, in der Ausstellung erwarten Sie die Ergebnisse des 1. Halbjahres im Fach Kunst der 12. Klasse an unserer Schule. Wir haben uns inhaltlich mit verschiedenen Farbkonzepten und mit der Porträtmalerei in der Kunstgeschichte auseinandergesetzt und uns praktisch an unser Selbstporträt herangetastet. Die Aufgabenstellung forderte uns auf, ein Selbstporträt zu malen, das durch Farbe, Komposition und Attribute unsere jeweilige Persönlichkeit zum Vorschein bringt. Bis zu diesem finalen Schritt des gemalten Selbstbildnisses führten jedoch einige vorbereitende Schritte und Übungen. Die ausgestellten Bilder zeigen fertige Werke sowie sich noch im Prozess befindende Vorarbeiten.

 

 

 

Am Anfang des 12. Schuljahres begannen wir im Kunstunterricht mit einfachen Porträtzeichnungen. Wir zeichneten dabei unsere Klassenkameraden in verschiedenen Ansichten und Positionen, um ein besseres Verständnis für die präzise räumliche Darstellung zu erarbeiten und uns mit dem Zeichnen von Personen vertraut zu machen.

 

 

 

Danach ging es daran, den Bildern Emotionen und damit Lebendigkeit einzuhauchen.

 

 

 

Hierbei begannen wir mit vereinfachten, polarisierenden Darstellungen von Emotionen, mit so wenigen Strichen wie möglich ausgeführt, damit wir die Kernmerkmale einer Emotion verstehen und anwenden lernten. Wie auch beim vorherigen Arbeitsschritt steigerten wir diese neuerlernte Fähigkeit zu komplexeren Porträtaufgaben.

 

 

 

Um dann schließlich auch Plastizität in unsere Bilder durch Licht und Schatten zu bringen, erprobten wir unser Wissen an Schwarz-Weiß Zeichnungen (Kohle auf Papier oder Radierung auf mit Grafit geschwärztem Papier).

 

 

 

Als letzte Vorbereitung, bevor wir das Konzept und unser Selbstporträt begannen, zeichneten wir ein sehr detailliertes Selbstportrait mit Bleistift auf Papier. Darauf folgte dann die Anfertigung eines gemalten Selbstporträts.

 

 

 

Bei der Gestaltung des Selbstporträts wendeten wir viel Arbeit für die Ausarbeitung eines Konzeptes auf. Dabei sollten wir innere und äußere Eigenschaften aufschreiben und diese dann in Verbindung mit einem Farbkonzept und einer Komposition skizzenhaft darstellen. Dazu kamen Foto-Vorlagen und andere Hilfestellungen. Schließlich waren wir soweit, dass wir unsere Idee mit Farbe auf Karton kreativ umsetzen konnten. Einige dieser sehr persönlichen und insbesondere individuellen Ergebnisse können Sie heute hier betrachten.

 

 

Elena Döhner und Lukas Hirsch

Freie Waldorfschule Bonn

 

Wimmelbilder zum Thema „Tugenden und Laster“ der Klasse 13

 

 

 

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ ist eine bekannte Metapher, die bereits vor knapp einhundert Jahren von Kurt Tucholsky als Überschrift zu einem fotoillustrierten Zeitschriftenartikel verwendet wurde und bis heute Bestand hat. Als Schriftsteller und Journalist wusste er, dass ein Bild die Fähigkeit besitzt, seitenlang formulierte Geschichten, auf eindrücklichere und aussagekräftigere Weise wiederzugeben.

 

Mit dem bildnerischen „Storytelling“ (→ Geschichten-Erzählen) haben wir uns, als Kunstkurs der 13. Klasse, in den vergangenen Wintermonaten ebenfalls beschäftigt. Unser Bezugskünstler war dabei der flämische Maler Pieter Bruegel der Ältere (ca. 1527-1569), welcher in seinen narrativen Bildern, sowohl vom schlichten Leben der Bauern als auch von einer wirklichkeitsentfernten Phantasiewelt erzählt. Typisch für ihn sind die sogenannten Wimmelbilder, die sehr viele Bildfiguren in ausgearbeiteter Form zeigen und somit einen ausgedehnten Handlungsraum besitzen. Teilweise wirken Werke von ihm sogar comichaft, da einzelne Bildelemente ihre eigene Geschichte erzählen und man sich als Betrachter*in damit beschäftigen kann, den Zusammenhang der tumultreichen Szenerie nachzuvollziehen. Die Abwechslung aus Fiktion und Realität wird hierbei zu einer spannungserzeugenden Eigenschaft, die zur Gegenüberstellung von Polaritäten und gegensätzlichen Zuständen genutzt werden kann. Bei der Praxisaufgabe, dessen Ergebnisse hier ausgestellt werden, nutzten wir eine Kontrastierung dieser Art ebenfalls, um Tugenden und Laster wirkungsvoll gegenüberzustellen, wie zum Beispiel durch das Lösen von einer realitätsentsprechenden Raumdarstellung oder den Wechsel von Perspektiven.

 

Wir begannen die Auseinandersetzung mit dem Thema „Tugenden und Laster“, indem wir uns mit den moralischen Grundsätzen beschäftigten, die unser Verhalten und unsere Handlungen sowohl im persönlichen als auch im gesellschaftlichen Kontext beeinflussen. Tugenden sind dabei positiv bewertete Charaktereigenschaften wie Ehrlichkeit, Mitgefühl und Mut. Auf der anderen Seite stehen die Laster, die negative Charaktereigenschaften repräsentieren. Dazu gehören beispielsweise Hass, Neid und Habgier, die zu egoistischem Verhalten und zur Schädigung Anderer führen können.

 

Die Aufgabenstellung forderte uns auf, unsere Erkenntnisse und Reflexionen zu Tugenden und Lastern in einem Wimmelbild zum Ausdruck zu bringen. Zwar war nicht gefordert, einen so großen Bildfigurenumfang wie Bruegel umzusetzen, jedoch sollten wir mindestens fünf szenische Darstellungen verwenden, um verschiedene Aspekte eines ausgewählten Themas zu verdeutlichen. Die künstlerische Gestaltung und Umsetzung des Bildes waren dabei uns überlassen, um unsere individuellen Perspektiven und Interpretationen einzubringen.

 

In unserer kreativen Arbeit haben wir uns intensiv mit den unterschiedlichen Facetten von unseren selbstgewählten Teilaspekten zu Tugenden und Lastern auseinandergesetzt und versucht, sie effektiv zu visualisieren. Dabei haben wir sowohl positive Szenen der Tugendhaftigkeit als auch negative Situationen der Lasterhaftigkeit dargestellt, um ein ausgewogenes Bild der menschlichen Natur zu illustrieren.

 

 

 

Louis Martin und Luna Dahm

 

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