Liebe Schulgemeinschaft,
die Frage „Wie gestalten wir gute Schule?“ wird überall um uns herum bewegt. So gibt es in der aktuellen Erziehungskunst einige Artikel zum Thema Selbstverwaltung, die unter anderem die folgenden Fragen anreißen oder aufwerfen:
Was kann und soll eine Schulleitung leisten? Wie stark lasse ich mich in der Selbstverwaltung von meinen persönlichen Urteilen leiten? Schaffen wir es heute noch das Kollegium so vorzubereiten, dass ALLE voll verantwortlich sein können? Schaffen wir über die Selbstverwaltung Lebensnähe für das Kollegium, sodass sie nicht „lebensfremd und unpraktisch“ werden? Wo hört die Selbstverwaltung auf, bei der Hausmeisterei, der Verwaltung, der Reinigung? Sind wir mit der Professionalisierung auf dem richtigen Weg? Welche Aufgabe haben die Eltern in der Selbstverwaltung?
Und am Ende die Frage: Wie schaffen wir eine motivierende Umgebung in der wir alle, Mitarbeiter, Eltern, Kinder, unsere Verantwortung für diese Schule spüren und daran arbeiten unsere Schüler:innen bestmöglich zu unterstützen? Wie schaffen wir eine nährende gegenseitige Wahrnehmung in unserem Organismus?
Unser Ansatz der Bildung von selbstorganisierten Teams wird gern so gesehen, dass die Lehrer:innen sich nur noch um die Pädagogik kümmern. Ja, wir wollen diesen Fokus deutlich stärken, aber zu SelbstORGANISATION gehört auch Verantwortung für das Funktionieren des Teams und damit sehr viel Lebenspraxis. Und darüber hinaus sehe ich in der evolutionären Organisation einen wichtigen Schritt in Richtung eines „freien Geisteslebens“ (siehe Artikel „Rudolf Steiner und die Selbstverwaltung“).
Zusammen mit der Alanus Hochschule führen die LernKulturZeit Akademie und das Institut für Bildung und gesellschaftliche Innovation (ibugi) die Pioneers of Education Ringvorlesung „ZukunftsBildung“ durch, an der ich teilnehme. Im Rahmen der Veranstaltung soll der aktuelle Theorie- und Forschungsstand zum Zusammenhang von Bildung und Gesundheit beleuchtet werden.
Nach einem Auftakt von Silke Weiß fand am vergangenen Donnerstag die erste Vorlesung statt:
Thomas Harms – Bindung braucht einen Körper: Polyvagale Grundlagen der frühen Eltern-Kind-Beziehung
„Wir sind desto offener und lernwilliger, je sicherer wir gebunden sind."
Die Kernbotschaft war, dass eine sichere Bindung die entscheidende Grundlage für Lernbereitschaft ist und dass wir lernen können, wie wir solch eine Bindung zu unseren Säuglingen, Kindern, Partnern aufbauen. Um zu überleben haben wir gelernt auf kleinste Anzeichen von Stress bei unseren Bezugspersonen zu reagieren. Unser Körper sendet unbewusst deutliche Zeichen an uns und unsere Umgebung. Eine gute Selbstanbindung, also Verbindung mit unserem Körper, kann uns helfen uns und unsere Kinder zu (ko-)regulieren.
Inhaltlich spannend führte dieser Vortrag noch einmal vor Augen, wie wichtig die Frage ist, was unsere Kinder wirklich lernen müssen um auf ein Erwachsenenleben, und in diesem Fall besonders die Elternschaft, vorbereitet zu sein.
Ein paar Materialien zum Thema: Buch „Keine Angst vor Babytränen“ von Thomas Harms und das Interview Thomas Harms: Emotionelle erste Hilfe für Eltern (Wie du das Weinen deines Babys sicher begleitest)
Die zweite Vorlesung am gestrigen Donnerstag war:
Vivian Dittmar – Der Gefühlskompass: Ein praxisorientiertes Kompetenzmodell
Dazu gibt es voraussichtlich nächste Woche mehr Informationen. Eine zusammenfassende Grafik zum Gefühlskompass findet ihr hier:
https://dev.viviandittmar.net/wp-content/uploads/2021/03/Gefuehlskompass_Vivian-Dittmar.pdf
Hier könnt ihr über die Kommentare öffentlich mitdiskutieren.
Herzliche Grüße
Martin Konrad
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