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Blitzlicht aus der letzten pädagogischen Konferenz

Liebe Schulgemeinschaft,

 

aus der Salutagonese und der aktuellen Schulpsychologie wissen wir z.B.: „Partizipation und Sinn sind wichtige Faktoren für unsere Gesundheit“. Wenn wir uns mit dem Sinn unserer Organisation verbunden fühlen, gibt uns das Kraft und stärkt den Willen auch Veränderungsprozesse mitzugehen, wenn sie diesem Sinn dienen. Frederik Laloux spricht vom „evolutionären Sinn“ und meint damit das Hören jedes Einzelnen auf den tieferen Sinn der Organisation und das Handeln daraus.

 

Aus diesen Gedanken heraus haben wir uns in der letzten Konferenz zur folgenden Frage ausgetauscht: „Was ist für uns der Sinn unserer Arbeit an der FWS Bonn?“ Die Antworten der einzelnen Gruppen darauf waren unter anderem:

  • Wir wollen die Schüler:innen in ihrer Individualität auf ihr Leben als Erwachsene vorbereiten.
  • Wir wollen aus der Menschenkunde heraus bestmögliche Begleiter der Heranwachsenden sein.
  • Wir wollen auch über die Schule hinaus zeigen, wie Waldorfpädagogik junge Menschen auf die Herausforderungen des Erwachsenseins vorbereiten kann.

In dem Austausch ging es (noch) nicht darum eine gemeinsame Aussage zu finden oder ein Leitbild im Rahmen der Waldorfpädagogik zu verfassen, sondern darum zu spüren wie es ist, sich mit dem Sinn seiner Organisation zu verbinden.

 

 

Margret Rasfeld - Den Paradigmenwechsel in der Schule wagen!

Was wirklich zählt: Beziehung, Wertschätzung, Verantwortung, Sinn

 

Im 4. Teil der Ringvorlesung ging es mit den 4 Themen im Titel um sehr zentrale Begriffe, vorgetragen von Margret Rasfeld von der Initiative Schule im Aufbruch. Frau Rasfeld ist die Gründerin der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, die Frederic Laloux als ein Beispiel seiner Forschung in seinem Buch Reinventing Organizations erwähnt.

 

„Nachhaltig leben lernen bedeutet Verantwortung übernehmen: für mich selbst, für andere und für unseren Planeten.“

 

Ihre Kernthese ist, dass wir unser Verhalten stark verändern müssen, um zukünftig nachhaltig, also nicht mehr auf Kosten anderer oder unserer Nachfahren, leben zu können. Und dass dies einer Transformation des Bildungswesens erfordert.

 

Die Ursache der bestehenden Krisen sieht sie in der Entfremdung, von uns selbst, anderen und unserer Umwelt (vgl. Forschung von Otto Scharmer). Das klassische Bildungswesen entfremdet Kinder jedoch eher von sich selbst, als dass es sie auf die Zukunft vorbereitet.

 

Mit Referenz auf die Salutogenese spricht die Referentin drei strukturelle Paradoxien in der Bildung an:

  • Zerstückelung in Häppchen statt Verstehbarkeit
  • Fremdbestimmung, Bewertung, Kontrolle statt Partizipation
  • Als-ob-Lernen, Arbeitsblätterkultur statt sinnhaftem Handeln

Aus dem Brief eines Schülers zitiert sie: „Ich möchte, dass mich jemand anschaut, richtig anschaut und sieht, welchen Schmerz ich empfinde!“ Viele junge Menschen leiden unter Klimaangst, sind zwar nachhaltigkeitsaffin, aber desillusioniert.

 

Aus der Sicht von Frau Rasfeld ist ein Umdenken aber bereits im Gange und sogar beschlossen. Kernauftrag für Schule und Universität ist die „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) zur Erfüllung der „Global Goals for Sustainable Development“ (SDG). Eine kurze Zusammenfassung der SDG findet ihr in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=RpqVmvMCmp0. Für die Umsetzung der BNE wurde für Deutschland 2017 ein nationaler Aktionsplan entwickelt.

 

Hier noch ein paar Stichworte eingeworfen: Transformative Bildung. Leben was wir lehren. Ökologische Vorzeigeorte werden. Gestaltungskompetenz. Lehrer werden zu Lernprozessbegleitern/Coaches. Selbstorganisiertes Lernen (> an unserer Schule das Konzept der SEL-Stunden). Ich muss > Ich will. Individuelle Tests je nach Fortschritt. Begeisterung braucht Bedeutsamkeit braucht Sinn. Das Leben stellt die Fragen, nicht der Lehrer. Der höchste Resilienzfaktor ist Selbstwirksamkeit.

 

Um dort anzusetzen, stellt sie die folgenden Fächer vor: Verantwortung, Herausforderung, FREI DAY (Lernen die Welt zu verändern).

Hierzu hat sie auch ein Buch geschrieben: Margret Rasfeld – FREI DAY: Die Welt verändern lernen! Für eine Schule im Aufbruch

 

Auf meine Rückfrage zur Einschätzung der Waldorfpädagogik in dem Kontext: In der Waldorfpädagogik ist alles angelegt, aber im Ablauf sehr festgelegt. „Die Waldorfschule müsste mehr loslassen.“ Sorge von Waldorfschülern nach einem ihrer Vorträge: Die Lehrer würden mauern, wenn wir das umsetzen wollen würden.

 

Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Margret Rasfeld: „Jeder kann an seinem Platz was machen und es ist vieles bereits in Bewegung.“

 

Martin Konrad

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