Liebe Schulgemeinschaft,
es gibt Fragen, denen wir uns nicht gerne stellen: Bin ich rassistisch? Gibt es unhinterfragte Bilder in mir, die mich unbewusst verletzend wirken lassen? Ist unser Umgang mit Kindern, Eltern, Lehrkräften rassistisch geprägt? Und wenn ja, was kann ich dagegen tun?
Vergangenes Wochenende haben Uta Riechert und ich uns diesen und mehr Fragen in einem Anti-Rassismus-Training gestellt. Das Training hat im Rahmen des Zukunft.Machen-Projekts „Rassismus-kritische und diversitätssensible Fremdsprachenlektüre in der Waldorfschule“ bei uns an der Schule stattgefunden. Anwesend waren dabei das Zukunft.Machen-Team, Mitarbeitende in der Lehrer:innen-bildung, der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen und der Zeitschrift Erziehungskunst.
Am Anfang stand die Frage nach unseren persönlichen Prägungen. Wo sind wir im Laufe unseres Lebens mit Schwarzen (auch BIPoC = Black, Indigenous and People of Color, als Selbstbezeichnung von Rassismus Betroffener) oder deren Darstellung in Kontakt gekommen, in Filmen, Büchern, Liedern oder Spielen („Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“, Pippi Langstrumpf, …)? Was wissen wir über Schwarze Beiträge zur Menschheitsgeschichte und über die verheerenden Auswirkungen der Kolonialisierung? Wie breit ist unser Blick? Spannend war in dem Zusammenhang besonders der TED Talk von Chimamanda Ngozie Adichie über „The danger of a single story“: https://youtu.be/D9Ihs241zeg
Eine weitere große Frage für mich und andere war: Können Menschen denn nicht rassistisch sein? Sortieren wir nicht eigentlich ganz natürlich immer? Dazu braucht es eine Klärung des Begriffs Rassismus. Im ersten Schritt wäre dazu festzustellen, dass es biologisch keine Menschenrassen gibt, da die genetischen Unterschiede nicht groß genug sind. Generell wird der Begriff Rasse wissenschaftlich nur noch im Zusammenhang mit Nutztieren genutzt. Gleichzeitig ist nachgewiesen, dass selbst kleine Kinder Menschen unterschiedlicher Hautfarben bestimmte Eigenschaften zuweisen (siehe „Doll Test“). Wir haben Vorurteile. Rassismus entsteht da, wo Vorurteile (hinsichtlich Hautfarbe, Ethnie, Kultur, …) auf eine Macht über die betroffenen Gruppen treffen und zu Diskriminierung, Ausgrenzung oder Abwertung genutzt werden.
Rassismus ist ein schwieriges Thema, gerade weil wir uns leicht sagen können, dass WIR da ja nicht beteiligt sind. Und doch ist Rassismus allgegenwärtig. Wir als Schule müssen uns dem aktiv zuwenden, die „Single Story“ um andere Erzählungen ergänzen und unser Verhalten reflektieren.
Wir als Schulführung werden uns kontinuierlich dafür einsetzen und haben ein offenes Ohr, wenn jemand Unsicherheiten oder Fragen zu Rassismus und unserem Umgang damit an der Schule haben sollte.
Verbundene Grüße
Martin
Konrad
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